Sorry für die Wall of Text hier aber ich hoffe du verstehst anhand der Beispiele, was ich meine und wieso ist nicht einfach nur „Ich will eine Filterblase haben“ ist.
tldr; Straßenbild ist anders, musste aber erkämpft werden. Medien sind mMn immernoch sehr einseitig, Leid der „anderen“ wird ausgeblendet, Leid der „eigenen“ instrumentalisiert.
Ja ich stimme dir zu, dass auf der Straße ein anderes Bild herrscht. Das war allerdings bis vor einem Jahr nicht wirklich der Fall, da musste man auf Eierschalen balancieren um über Menschenrechte etc. auch nur sprechen zu können.
Die Kufiya habe ich auch seit letzten Jahr wieder häufiger getragen. Das war aber auch nicht selbstverständlich, gerade am Anfang haben mich viele Leute angestarrt und ich hatte ernsthaft Angst dass mich deshalb jemand angreifen wird. Ich habe mir auch rassistische Kommentare wie „Küchenlappen“, „Terrortuch“ etc. anhören können. Es war ein ermüdender und auch angsteinflößender Prozess. Ich würde trotzdem immer dazwischen gehen, wenn jemand wegen einer Kipps angefeindet würde. Das hat mit keinem Konflikt was zutun, das ist Judenhass.
Nun beühlich der Menschenlandschaft habe ich ja explizit von einem neutralen Medium ala The Guardian gesprochen. Das ist für mich wichtig, denn es geht hier ja nicht um ein Fußballspiel sondern um universelle Menschenrechte. Die werden in China und Russland mit Füßen getreten und wir haben kein Problem damit, den Genozid an den Ukrainern und an den Uyghuren als solche zu benennen.
Wenn jedoch unsere Verbündeten Kriegsverbrechen und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen, möchte ich das genauso erfahren und ich möchte die selbe Empörung von unseren Eliten erleben. Das sehe ich aber nicht.
Ich fand z.B. das Videos absolut Horror, als eine augenscheinlich tote junge Frau auf einem Pickup durch die Stadt gekarrt wurde. Das Video werde ich wohl leider nie vergessen. War grauenhaft. Das war wochenlang ein Thema und man war absolut schockiert und wollte Gerechtigkeit und Konsequenzen. Das wurde dann leider auch instrumentalisiert, um noch härteres Vorgehen (aka noch mehr Bomben) zu fordern.
Ich habe leider vor 2 Tagen ein Video gesehen, als nach einem Bombenangriff auf ein Krankenhaus in Gaza ein Patient an IV-Schläuchen bei lebendigem Leib verbrannte. Wie er nochmal den Arm ausstreckte und versuchte nach Hilfe zu rufen werde ich wohl auch niemals vergessen. Das ist eines der schlimmsten Videos die ich jemals gesehen habe.
Das habe ich in deutschen Medien nichtmal als Randnotiz erwähnt gesehen und das ist einfach nicht okay. Das sollte jeden Menschen empören und schockieren, aber da ist wohl nicht in die Fußballteam-Mentalität der Politik und Medienschaffenden passt, wird das Leid der „anderen“ einfach ausgeblendet. Und deshalb finde ich es wichtig, Räume zu schaffen, in denen sowas Platz hat. Nicht, weil man sich für eine Seite entschieden hat, sondern weil jeder Menschen das Recht hat, zu existieren und wenn dieses Recht ihm genommen wird, dann müssen wir darüber sprechen können, ohne dass ständig jemand dazwischen fährt und uns fragt ob wir auch brav Hamas verurteilen bevor wir trauern dürfen.
Wer die Eskalation in Berlin mitbeobachtet hat, wird sich nicht wundern. Während an der TU die Präsidentin den Dialog sucht und sich etwas Vertrauen bei den Studierenden verdient hat, haben die FU und die HU auf Eskalation gesetzt.
Im Ergebnis bleibt es an der TU weitestgehend friedlich und in der HU und FU eskalieren die Proteste immer weiter. Muss man nicht unterstützen oder als zielführend sehen, ist aber auch nicht weiter verwunderlich angesichts der absolut inakzeptablen Einschränkungen im Versammlungsrecht und in der Meinungsfreiheit seitens der Präsidien und der absolut ekelhaften Polizeigewalt.
Ich möchte diese Eskalationen hier nicht rechtfertigen oder negieren, aber wer hier nur die Schuld bei den Demonstrierenden sucht macht es sich viel zu einfach.