this post was submitted on 24 Dec 2023
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Zweitaccount wegen des schwierigen Themas. Die Hilfe ist genau so schwierig - ich weiß. Dennoch möchte ich die Schwarmintelligenz um Ideen oder Erfahrungen bitten. Und mir einfach mal was von der Seele schreiben. Vorweg: Natürlich ist das nur meine Sicht, aber wie soll es auch anders sein.

Das Szenario ist schnell umrissen: Meine Frau und ich sind der Einfachheit halber beide 40 und bereits 20 Jahre zusammen. Früh kennengelernt und beinander geblieben. Das Leben läuft wie auf Schienen. Hier und da mal ein Unwetter, aber nichts dramatisches was uns vom Kurs abbringt. Die Kinder sind aktuell am gedeihen und Pubertieren, wie es halt so ist. Über die Jahre ein bisschen Renovieren, Urlaub, Hobby, Vereine. Mit den Jobs ist soweit auch alles okay, Geld ist meist mehr als man ausgeben kann. Das Vertrauen ineinander ist eigentlich unerschütterlich. Wir sind im großen und ganzen Gesund, nichts was andere nicht auch hätten und wo es keine Hilfe gäbe. Unser genereller Umgangston ist meist Lustig/Schroff oder auch normal-neutral. Klar zofft man sich auch mal, aber nichts ist von Dauer. Der Rest der Familien ist auch in Ordnung, kein langwieriger Stress oder böses Blut - es ist eigentlich alles normal und könnte so schön sein.

Es könnte. Denn seit über zehn Jahren bin ich einsam. Trotz oder gerade wegen meiner wunderbaren Frau. All das was Sie z.B. an Fürsorge, Nähe, Intelligenz und emotionalem Können für unsere Kinder oder ihre Familie verkörpert, stellt Sie genau so für mich nicht da. Mir ist bewusst, dass Paare mit Kindern wenig Zeit füreinander haben. Aber wenn ich mich in der Verwandtschaft, Bekanntschaft oder Nachbarschaft umsehe, schaffen die meisten anderen das irgendwie, irgendwann. Und wir reden hier nicht davon, dass ich die „heißen ersten Jahre“ vermisse (Klar tu ich das, wer nicht….:D) oder erwarte, dass wir ohne die Kids in den Wochenendurlaub nach Malle fliegen. Ich würde einfach gerne mal mit meiner Frau abends zusammen Fernsehen, 30, 40 Minuten - was sie regelmäßig alleine im Bett macht bzw. schafft. Oder Spazierengehen - was Sie regelmäßig mit ihrer Freundin macht. Oder Sport - ihr ratet es schon. Für sich selbst und für andere kann Sie alles was sie sich vornimmt. Und ich will ihr nichts wegnehmen, oder mich in ihre „Me-Time“ / Auszeit reindrängen. Ich will nur einfach auch mal Zeit mit ihr verbringen. Wir waren bestimmt 15 Jahre nicht mehr zusammen außerhalb Essen, im Theater oder auf dem Weihnachtsmarkt - nix. Wir waren dieses Jahr ungelogen ungefähr 2 mal alleine Spazieren, ein mal Radfahren und haben vielleicht - wenns hochkommt ein Dutzend Filme oder Serienepisoden gesehen. Und wie gesagt. Nicht Dezember, oder im Herbst… auf’s Jahr!

Wenn jetzt die Frage aufkommt, was ich schon getan habe statt hier rumzujammern: Ja ich habe es angesprochen. Mehrfach, alle paar Jahre. machmal zweimal, dreimal im Jahr. Manchmal als Bitte, manchmal auch im bitteren Ernst. Die Antwort war immer die gleiche: Das sei Ihr unbekannt gewesen, Sie hätte es ganz anders wahrgenommen und es tut ihr unendlich leid. Sie freut sich, dass alles im Grunde so toll läuft und ich einfach für sie da bin. Dass mir überhaupt etwas fehlen würde hätte Sie nie geahnt weil ich sonst immer so wenig emotionale Probleme habe. Und ich glaube ihr das auch. Immer noch! Wenn das Problem angesprochen und diskutiert wurde, kommt meist eine kurze Phase der Überkompensation, die für mich auf Grund der Vorgeschichte genau so belastend ist wie die eigentliche Ursache. Denn wenn man am erfrieren ist, bringt einem eine Sauna nichts. Und nach ein paar Tagen oder zwei, drei Wochen schleicht sich der Alltag wieder ein. Wir gehen ins Bett nach einem Tag ohne ernste Gespräche, Berührungen oder sonstige Nähe und Zweisamkeit. Sie liest dann wieder oder schaut fernsehen. Wenn Ich dann noch alleine auf dem Sofa sitze oder neben ihr liege, bemerkt sie es nicht mal. Jegliche kleinste Aktivität muss von mir angestoßen oder sogar geplant werden. Als ich einmal eine Paartherapie angesprochen habe, fand sie das garnicht lustig. Ich solle wegen meiner wenigen Emotionen doch selbst erstmal zum Therapeuten, bevor sie mitgeht.

Bislang dachte ich, dass es irgendwie irgendwann mal besser werden würde. Vielleicht wenn Die Kinder nicht mehr so häufig bei uns im Bett pennen oder weniger anhänglich sind und selbständiger werden. Aber im Gegenteil! Es wird nur schlimmer, weil es mehr und mehr Alltag wird ohne dass meine Frau irgendwas dagegen tut. Langsam habe ich echt keine Energie mehr, mein Akku ist schon lange alle. Die Zeit um die Wochenenden oder gar die aktuellen Feiertage ist der reinste Albtraum für mich. Andere finden diese weihnachtliche Heimeligkeit vor dem Kamin in der Werbung und Fernsehen vermutlich zum Kotzen. Für mich wäre es das Paradies. Aber zu Hause zu sein ist für mich der anstrengendste Teil der Woche weil es einfach nur noch schmerzt. Die einzige Erholung zu Hause ist der Schlaf oder die Ausflüge in die Natur. Für die Kinder bin ich kaum noch zu gebrauchen, denn durch diese Situation bin ich mittlerweile so angespannt, dass die Kinder schon denken, ich hätte was gegen Weihnachten. Oder gegen Wochenenden. Meine Frau denkt in halb-ironischer Weise, ich würde die Arbeit mehr mögen als die Familie, weshalb ich dann an Werktagen besser drauf bin. Dass ich an der Arbeit durch Kolleginnen und Kollegen mehr emotionales Feedback bekomme, als zu Hause, kann sie sich vermutlich nicht mal vorstellen. Aktuell weiß ich nicht mehr weiter. Das letzte Gespräch ist nun drei Wochen her und es ist wieder alles beim Alten.

Ich bedanke mich bei euch erstmal für’s lesen und eure Zeit. Was macht ihr so gegen Einsamkeit? Gibt es das bei Euch?

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[–] [email protected] 4 points 11 months ago (2 children)

Aus deinem Text ging das jetzt erstmal nicht so ganz hervor, aber hast du zu diesem Thema schon mit einem Therapeuten gesprochen, alleine? Ich denke du wirst hier nichts sinnvolles hören, da auch niemand eure Situation im Detail kennt und deine Schilderung natürlich extrem subjektiv geprägt ist.

Aufjedenfall stark von dir, dass du das Thema regelmässig mit deiner Partnerin ansprichts und es nicht einfach in dich reinfrisst. Schade, dass deine Emotionen bereits deine Beziehung zu deinen Kindern negativ beeinflusst. Vielleicht wäre es auch fair, je nachdem wie alt, auch offener mit deinen Kindern über deine Emotionen zu reden. Du musst ja nicht deine Partnerin in ein schlechtes Licht rücken, aber könntest denke ich schon ansprechen wie du dich fühlst. Sonst interpretiert deine Familie dein Verhalten evtl nicht so wie es richtig wäre.

Kopf hoch und bitte such dir professionelle Hilfe, falls du das noch nicht bereits getan hast.

[–] [email protected] 5 points 11 months ago

Den Punkt mit dem offener mit den Kindern über das was passiert reden kann ich nur unterschreiben. Ich selber habe es aus Kinderperspektive miterlebt wie es ist wenn nicht mit einem kommuniziert wird. Mal ganz abgesehen von der Vorbildfunktion und der emotionalen Nähe die damit einher kommt ist es als Kind/Jugendlicher angenehm zu wissen woher ein gewisses Verhalten der eigenen Eltern kommt und das man nicht irgendwie selber Teil des Problems ist. Und in meinem Fall wäre das zerbrechen der Familie dann auch nicht ganz so überraschend aufgetreten. (Aus Vergleichen mit den Familien von Freunden weiß ich inzwischen das es schon sehr lange gekrieselt haben muss)

[–] [email protected] 3 points 11 months ago (2 children)

Danke für Deine Antwort! Mit einem Therapeuten bzw. einer Therapeutin habe ich noch nicht gesprochen. Ich bin wie viele andere da sehr skeptisch jemanden in meinen Kopf reinzulassen. Wäre aber vermutlich das Richtige.

Bezüglich der Kinder gebe ich Dir auch Recht. Die sehen immer nur "Papa ist scheisse drauf, wenn er zu Hause ist", wissen aber nicht warum. Das Thema mit der Zeit für Mama und Papa habe ich schon häufiger mal erzählt, z.B. warum ich es gut fände, dass mal um 21:00 Uhr Schluss ist, damit wir überhaupt Zeit haben. Oder dass wir am So mal auspennen können und einfach mal alleine Kuscheln oder sowas. Aber so Richtig habe ich das noch nicht dargelegt.

[–] [email protected] 3 points 11 months ago* (last edited 11 months ago)

Ich bin wie viele andere da sehr skeptisch jemanden in meinen Kopf reinzulassen.

Musst Du nicht, zumindest nicht mehr als uns Internetfremde gerade. Die häufigste Therapieform ist die Verhaltenstherapie und da versucht niemand versteckte Erinnerungen wachzurufen oder ähnliches. Stattdessen würdest du über deine konkreten Warnehmungen, Emotionen und Reaktionen in konkreten Situationen sprechen. Genau wie in diesem Thread, nur halt mit einem Profi.

Das Klischee vom im Kopf herumbohren kommt daher, dass man das in der Psychoanalyse durchaus macht. Nur sind die Beweise für deren Wirksamkeit auch eher so la-la und es wäre auch sehr merkwürdig wenn man bei jemandem wie Dir gleich mit sowas anfangen würde. Genauso wie ein guter Arzt Dich erst aufschneidet, wenn eine oberflächliche Behandlung nicht ausreicht, wird ein guter Therapeut erst in deinem Kopf "herumwühlen", wenn das wirklich notwendig ist.

[–] [email protected] 3 points 11 months ago (1 children)

Ich bin wie viele andere da sehr skeptisch jemanden in meinen Kopf reinzulassen. Wäre aber vermutlich das Richtige.

Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass dieses Land sehr viel glücklicher und ausgeglichener wäre, wenn der Gang zum Therapeuten normalisiert wäre und inflationär eingesetzt werden würde. Nahezu jeder kann einen guten Therapeuten vertragen. Das hilft immens.

Ich bin vielleicht etwas voreingenommen weil ich diverse Psychotherapeut:innen im persönlichen Umfeld habe.. aber mit denen führe ich auch die besten Gespräche!

[–] [email protected] 1 points 11 months ago

Ja ich kenne das Prinzip natürlich, auch aus direkter Erfahrung durch die Familie. Teilweise war es überaus positiv, teilweise ein Krampf mit mehreren Wechseln des Therapeuten inkl. der Behandlungsstrategie.