this post was submitted on 23 Nov 2023
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Mehrere Jahre sind es so oder so nicht, meist fängt man nach 6-12 Monaten mit Diensten an. Aber eigentlich eben mit "jemanden im Hintergrund". Notaufnahme ist übrigens auch so ein typisches Ding wo man Anfänger drauf los lässt, während COVID war hier in einem kleineren Haus die Notaufnahme gar fest in der Hand von PJlern (=Studenten im praktischen Jahr), da kein Personal. Und für den Schockraum schreibt die Zertifizierung eigentlich immer einen Facharzt vor...
Lustig wird das ganze übrigens im Rettungsdienst: Hier reichen für den Notarztschein 2 Jahre. D.h. der Typ der draußen ohne Netz und doppelten Boden ran muss dürfte "im Haus" ggf. nie was selber versorgen.
(Zur Beruhigung: Ich kann dir nach 20 Jahren in dem Bereich sagen, dass die jungen Notärzte nicht das Problem sind sondern eher die alten Hausärzte deren letzte Fortbildung zu dem Thema noch zu Sauerbruchs Lebzeiten war. Hier fuhr bis vor kurzem ein 83 jähriger Notarzt....Und ja,ich meine das Auto mit den blauen Leuchten und den bunten Jacken. Aber Hauptsache,der Notfallsanitäter der das jeden Tag macht darf nix machen - dafür kämpft gerade diese Gruppe sehr laut, wenn auch mit abnehmenden Erfolg)
Anyway, es ist in keinem Bereich der Medizin besser. Als ich vor 20 Jahren mit dem Kram anfing gab es noch die "grauen Elefanten". Diese alten, weisen, Kolleginnen und Kollegen die alles wussten, alle kannten, die ein zusätzliches Sicherheitsnetz bildeten. Wenn junge AiWs ihre ersten Gehversuche unternahmen konnte man "mal schnell" die alte Pflegekraft fragen bzw. diese achtete darauf,dass nix ganz schlimmes passierte. Ich erinnere mich wie gestern dran, dass sich eine junge, sehr von sich überzeugte, AiW mal dermaßen verrannte,dass "die Gisela" daraufhin selber den Oberarzt anrief. Der kam dann in einem Tempo und einer Aufregung wie ich es vorher nicht und nachher nur als die Hütte sprichwörtlich brannte, gesehen hab. Für die AiW war dieser Vorfall auch sehr Karriere-begrenzend. Solche Leute gab es früher überall. Der Punkt ist: Früher. Diese Gruppe an Leuten ist fast flächendeckend weg. Und das ist die wahre Katastrophe,denn dieses Wissen ist weg. Eine Freundin ist heute mit 12 Monaten Erfahrung (gesamt nach dem Examen) tlw. Schichtleitung auf ihrer Intensiv (großes Unihaus mit ECMO und allem) - weil sie die dienstälteste ist. .... und auch sie plant den Plegxit mittlerweile.
Wir sind komplett am Arsch. Das gesamte System ist komplett am Arsch. Und um wieder auf einen abnehmbaren Stand zu kommen wird es 20 Jahre brauchen.
Erstmal: danke für die detaillierte Schilderung. Als nächstes: Heilige Scheiße. Unser gesundheitssystem entwickelt sich zu einer Horrorstory bzw. ist schon eine. Wo plant ihr hinzugehen, wenn ihr den Krankenhaus-Sektor verlassen wollt?
Ich bin schon lange raus und betreibe mittlerweile ein Consulting Unternehmen für einen assoziierten Bereich, bin nur noch ganz selten am Patienten zu finden. Ganz sicher nie wieder hauptberuflich. Meine Frau (Ex Anästhesiepflege) ist in die IT.
Besser so. Sich selbst in so nem job ausbrennen lassen kann nicht der Weg zum Ziel sein.
Definitiv. Ich hätte im Nachhinein auch in die IT gehen sollen. Denn Selbstständigkeit ist in DE ein fast genauso großes Drama.
Ich überlege ernsthaft die Firma nach CH zu verlegen,ist auch net so viel weiter (30min von hier).
Jo der stress in die IT zu wechseln kommt dem der selbstständigkeit vermutlich nahe. Hab leute beides davon machen sehen, ist echt ein hartes stück brett