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Denken Geimpfte anders an die Coronazeit zurück als Ungeimpfte? Und wie hängt das mit politischen Einstellungen zusammen? Diesen Fragen ist ein Forscherteam um die Erfurter Psychologin Cornelia Betsch nachgegangen.

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[–] [email protected] 4 points 1 year ago (1 children)

Ich beziehe mich hier auf diesen Absatz:

Es habe sich jedoch nicht um einfaches Vergessen gehandelt, so die Wissenschaftler, sondern um das psychologisch motivierte Phänomen einer verzerrten Rückschau in die Vergangenheit. »Geimpfte und Ungeimpfte haben sich in unterschiedliche Richtungen falsch erinnert«, sagt Cornelia Betsch von der Universität Erfurt auf Anfrage des SPIEGEL: »Wir haben uns in unseren Erinnerungen noch weiter voneinander wegbewegt, als wir eigentlich waren.« So dachten Geimpfte eher, dass sie die Infektion zum ersten Befragungszeitpunkt 2020 oder 2021 für gefährlicher gehalten und die Maßnahmen für angemessener, als sie damals tatsächlich darüber befunden hatten. Ungeimpfte glaubten jeweils das Gegenteil, dass sie das Virus also als weniger riskant und die Maßnahmen bei der ersten Befragung als übertriebener eingeschätzt hatten. Die Untersuchung ergab sogar eine klare Korrelation: Je stärker die Identifikation mit dem eigenen Impfstatus, desto positiver – oder, bei Ungeimpften, negativer – wurde die Angemessenheit der politischen Maßnahmen rückwirkend bewertet. »Die Menschen haben viel mitgemacht in der Pandemie, und in der Erinnerung verfestigt sich dies und wird extremer«, sagt Betsch. »Und das erschwert heute das Sprechen über die Coronazeit, die Aufarbeitung.«

Und hier will ich eben widersprechen: Es geht schlicht und einfach nicht um die Erinnerung oder darum, wie man damals das konkrete Risiko einer Krankheit eingeschätzt hat. Es gibt da draußen jede Menge Menschen, die ihr konkretes Risiko dann am eigenen Leib erfahren mussten, weil sie entsprechend krank geworden sind. Oder auch gestorben sind. Es gibt da draußen halt hunderttausende Menschen, die Angehörige verloren haben und noch mehr, die selbst arg krank waren. Und es gibt halt auch genügend Menschen, die schlicht und einfach ganz konkret wissen, dass sie von bestimmten Personen in ihrem Umfeld geschädigt wurden, weil diese Impfverweigerer waren oder auf Querdenkerdemos und so weiter und so fort und eben die Seuche dann ins Büro, in den Freundeskreis oder die Familie verbreitet haben. Das ist kein "Erinnern", sondern man weiß halt, wenn man dann im Krankenhaus war.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago

Darum geht's aber in der Studie nicht. Es ging darum, dass die Leute sich an ihre eigene Einschätzung aus der Vergangenheit erinnern sollten.