Pilzzucht - Speise- und Vitalpilze selbst anbauen

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Eine deutsche Community zum (Heim-)anbau von Speisepilzen, Vitalpilzen und generell zum Thema Mykologie.

Postet hier eure Diskussionen und Fragen zum Thema Experimente, Erfolge, Fotos, Nährmedien, und vielem mehr! 🍄


Regeln:

Keine Magic Mushrooms!

Aus Legalitätsgründen dürfen hier ausschließlich Pilze, die nicht unter das BTMG fallen (Austernpilze, Lions Mane, Reishi, Shiitake, etc.), gepostet und besprochen werden, da wir keine Anleitung für Illegales geben und gebannt werden wollen.


Wir sind liebend gerne ein Auffangbecken für alle Biologiebegeisterten, Pilzsucher, Wald- und Wiesenliebhabern, Nerds, und weiteren hier auf Feddit! Postet gerne, was das Zeug hält, auch englischsprachigen Content.

founded 1 year ago
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Ich hatte gestern meine erste Erntewelle! 😊

Wie ich im Ursprungspost bereits erwähnt habe, haben sich nach nur 16 Tagen (!) die ersten Pins gebildet, und nur wenige Tage später konnte ich schon ernten. Beide Eimer zusammen kamen damit also, obwohl ich etwas zu früh geerntet habe, auf knapp 800 Gramm Pilze fürs Abendessen 😋

Beide Cluster, also Probe und Referenz, waren fast auf den Gramm genau gleich schwer und sahen gleich aus. Daher gehe ich davon aus, dass Urea, nach aktuellem Stand, in der getesteten Konzentration keinen Einfluss hatte. Weder auf die Fruchtungsdauer, noch auf den Ertrag, noch sonstiges.

Ich bin mir aber sicher, DASS es einen Unterschied machen kann und wird, siehe Agarplatten!

Was jetzt?

Erstmal abwarten und schauen. Vielleicht ist der Urea-Eimer langfristig doch ertragreicher?

Parallel dazu werde ich das Experiment mit höherer Konzentration wiederholen. Anscheinend waren 5 g AdBlue zu wenig. Manche Züchter versuchen, den Stickstoffgehalt durch Supplementation auf 1% zu bringen. In meinem Fall wären das 15 g Urea (45 g Adblue) pro Eimer, bezogen auf die Trockenmasse. Da waren die 5 g AdBlue also viel zu wenig und von mir zu konservativ berechnet! Aus diesem Grund hat es also keinen Unterschied gemacht...

Weitere Updates werden folgen!

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Leider hatte ich bisher beim Lions Mane nie wirklich Glück. Der ist ja, anscheinend, recht leicht zu züchten.

Die Kulturen, die ich bisher erworben habe, hatten leider, zumindest für mich, nicht die beste Genetik und sind mir immer (auch im GS/ Agar) verreckt, obwohl es allen anderen Pilzesorten super ging. Entweder waren sie zu alt (Seneszens) oder die Bedinungen haben nicht gepasst.

Daher möchte "von vorne" anfangen und mir meine eigenen, auf mich angepassten, Stämme züchten.

Auf Kleinanzeigen hab ich auch schon ewig gesucht und gefragt, aber da hat sich nie was ergeben.

Momentan arbeite ich an einem weiteren Versuch, vielleicht wird der ja was?

Als Gegenleistung hätte ich sehr viele verschiedene Flümis und Sporenabdrücke abzugeben.

Könnte sich jemand melden? Danke! 😊

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Ich bin vor einiger Zeit durch Zufall auf das Thema "SSLCs" (Semi-Solid-Liquid-Cultures) gestoßen, und für mich klang das so überzeugend, dass ich mir gedacht habe "wieso macht das nicht jeder so?".

Hier ist der Link dazu auf Shroomery mit mehr Details und Experimenten vom "Erfinder".

Bei SSLCs handelt es sich um "angedickte" Flüssigkulturen. Dabei werden zwischen 1 und 3 g/l Agar zur Flüssigkultur gegeben, was diese etwas "saucenartig" macht.

Vorteile:

  • das Myzel verklumpt nicht mehr, sondern verteilt sich in kleinen, einzelnen Fäden in der Lösung
  • Lösung ist homogener, da sich kein Bodensatz mehr bildet
  • deutlich weniger Rühren auf Rührplatte erforderlich
  • schnelleres Wachstum im Medium, da mehr kleine Myzelfäden = mehr Oberfläche; außerdem konkurrieren die Kulturen nicht mehr so stark um Nährstoffe, da sie besser verteilt sind; und zusätzlich ist mehr Sauerstoff gelöst, da die Mikroblasen nicht mehr aufsteigen
  • Kontaminationen besser sichtbar: schnellteilende Einzeller (Hefen, Bakterien, Schimmel) vermehren sich schneller und erzeugen mehr CO2, was zu starker Schaumbildung und einer dicken Schaumkrone führt
  • schnellere Besiedelung des Grainspawns: die Lösung "klammert" sich an die Körner und sinkt nicht mehr zum Boden, und sie lässt sich auf den Körnern besser verteilen

Nachteile:

  • eindeutige Trübung nach Beimpfung: das Myzel erzeugt CO2, welches als Mikroblasen in der Lösung bleibt und diese (ohne Kontaminationen) trüb färbt. Bakterielle Kontaminationen lassen sich trotzdem eindeutig erkennen!
  • nicht mehr so viel Lösung auf einmal herstellbar: durch die hohe Viskosität kommt der Magnetrührer nicht mehr hinterher, daher empfehle ich, flachere Gefäße und weniger Lösung zu verwenden
  • lässt sich kaum noch mit 20G-Nadeln aufziehen (überall erhältlich und der Standard), es werden eher 15-18G empfohlen

Fotos

Imgur-Gallerie

Direktvergleich zwischen SSLC, normaler LC, wie es in der Spritze aussieht, und einer kontaminierten Kultur

Edit: habe die Bildergallerie durch ein Imgur-Album ersetzt, da die Fotos falsch angezeigt wurden

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TL;DR: Urea ist ein großartiges Supplement für Substrate und Kulturmedien!

Hintergrund:

Pilze benötigen, neben einer Energiequelle (z.B. Holz), auch Stickstoff, um zu wachsen. Wenn zu wenig Stickstoff verfügbar ist, leidet das Wachstum darunter, was das Kontaminationsrisiko erhöht, und die Ausbeute wird zudem geringer.

Einige Pilzarten, darunter Austernpilze, verwandeln sich unter diesen Umständen zu Fleischfressern und sondern ein Sekret ab, welches Fliegen anlockt, die dann, zusammen mit ihren Larven, von diesem verdaut werden.

Leider ist das teils nicht nur eklig, sondern schleppt auch sehr viele Kontaminationen an.

Daher verwenden viele Züchter supplementiertes Substrat, beispielsweise mit Getreide- oder Sojaspelzen. Diese Supplementation erhöht den Nährstoffgehalt, jedoch auch das Kontaminationsrisiko, weshalb dieses stets steril gehandhabt und autoklaviert werden muss. Dafür haben viele Züchter aber nicht die Kapazitäten.

Für Agar- und Flüssigmedien wird oft Hefeextrakt oder Pepton verwendet. Hefeextrakt färbt die Lösung stark, und Pepton ist etwas teuer und schwer verfügbar.

Hier kommt AdBlue ins Spiel. Dieses wird normalerweise für Dieselfahrzeuge verwendet, um die Bildung von schädlichen Abgasen zu verhindern. AdBlue ist eine reine 33%ige Harnstofflösung (Urea), die an jeder Tankstelle für 2€/ Liter erhältlich ist. Urea ist eine sehr bioverfügbare Stickstoffquelle, welche auch in der Landwirtschaft als Dünger verwendet wird. Ihr wisst, wo ich hin möchte...

Experimentaufbau:

Agarmedium:

  • es wurden 4 Platten mit unterschiedlicher Urea-Konzentration angefertigt. 0 g/l (Referenz), 0,25 g/l, 0,5 g/l und 1 g/l
  • Grundrezept: 40 g/l Reissirup, 17 g/l Agar, 1l Leitungswasser (Ergänzung: die Menge an Reissirup war zu viel, hab sie nun für zukünftige Rezepte halbiert)
  • die Platten wurden mit Austernpilz-Kultur beimpft (gleich große Agar-Transfere eines frischen Klons)
  • die Platten wurden regelmäßig gecheckt und fotografiert
  • und dann das Wachstum verglichen (Aussehen und Größe des Myzels)

Substrat:

Es wurden auf 1 kg Trockenmasse (Hartholzpellets) 25 g Gips, 2,5g Urea und 2l Wasser gegeben.

Die Referenz war identisch, nur ohne Ureazusatz.

In den Eimer (Gesamtinhalt: ca. 3kg) wurden ca. 500g Grainspawn gegeben und dieser zum Bewachsen warm gelagert.

Ergebnisse:

Agar (nach einer Woche):

Imgur, 1 Woche

  • Referenz: wenig sichtbares Wachstum, Myzel sieht sehr schwach aus. Hauchfeine, fast unsichtbare Häärchen.
  • 0,25 g/l: bestes Wachstum. Sehr schnell und dicht
  • 0,5 g/l: ähnlich wie 0,25 g/l
  • 1 g/l: sehr kräftiges/ dichtes Myzel, aber langsames Wachstum

Nach 2,5 Wochen:

Imgur, 18 Tage

Wie nach einer Woche, nur stärker (Referenz ist inzwischen sehr mit Luft-Myzel zugewuchtert, 0,25 sieht top aus, 0,5 ähnlich, 1 g/l wenig Wachstum)

Substrat:

Eimer ist nach nur wenigen Tagen fast vollständig durchwachsen Imgur, 3 Tage; nach einer Woche vollständig. Imgur, 1 Woche

Nach 2 Wochen wurde er zu einem soliden, weißem Block. Normalerweise dauert das fast einen Monat bei mir!

Ertrag:

werde ich später als Update posten bzw. bearbeiten

Normalerweise dauert es bei mir ca. einen Monat, bis die ersten Pins erscheinen. Bei den supplementierten Eimern scheint es bisher, etwas länger zu dauern. Er sah bisher noch nicht ganz danach aus, als würden Primordien erscheinen.

Die Referenz bildet bereits die ersten Flecken, die auf baldiges Fruchten hindeuten.

Update 1, wenige Stunden nach Veröffentlichen des Posts:

Es haben sich, tatsächlich nach nur 16 Tagen (!) die ersten Pins am Urea-Eimer gebildet! Imgur, Eimer nach 16 Tagen

An der Referenz waren bisher noch keine zu sehen! Auch keine Primordien. Das dauert vermutlich noch ne Woche oder so...

Weiterführende Gedanken:

  • Harnstoff hat einen eindeutigen positiven Effekt auf das Wachstum, werde es als Additiv (1 ml/l AdBlue/ 0,3 g/l Harnstoff) in Agar- und LC-Medien benutzen
  • mehr ist nicht gleich besser
  • Effekt aufs Substrat muss noch bestimmt werden
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Wie der Titel schon impliziert - wir haben eine Austernpilzzuchtbox im Keller, die nach 2 Ernten erschöpft zu sein scheint.

Das Substrat ist Stroh. Wir fragen uns auch, ob wir vielleicht einfach noch warten müssen, bis es wieder kühler ist (aktuell ca. 20 grad im keller), und dann noch was nachkommen könnte.

Wenn das unwahrscheinlich ist, kann man irgendwie einen Teil des Myzels daraus gewinnen und auf einem neuen Substrat wieder "anpflanzen", damit neue Fruchtkörper entstehen?

Wenn nicht, kann man mit den Resten etwas cooles anderes machen? Dünger oder so?

Ich freue mich über Hinweise :)

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Ich persönlich benutze gerne eine Mischung aus Roggen-/ Weizenkörnern und Holzpellets. Diese erfordert keine Einweichzeit/ Trocknen und ist daher schnell und unkompliziert zubereitet.

Vorgang:

  • Getreidekörner (ca. 1 kg) in großen Kochtopf geben, viel kochendes Wasser (ca. 4 l) drauf und ein kleines Häufchen (ein paar EL) Gips dazu. Alles für eine halbe Stunde ziehen bzw. köcheln lassen
  • Wasser abseihen
  • eine große Hand voll Hartholzpellets dazugeben, damit diese einen Großteil des überschüssigen Wassers aufsaugen
  • in präparierte Gurkengläser abfüllen und für ein paar Stunden/ über Nacht nachziehen lassen, um vorhandene Endosporen zu aktivieren
  • und das dann für 2 Stunden autoklavieren

Der Vorteil davon ist, dass man kein festes Rezept braucht und die Wahl der Körner flexibel ist. Wenn mal keine Gerstenkörner da sind, kann man auch einfach Vogelfutter oder Mais benutzen. Die Getreidekörner kaufe ich im Baumarkt bei den Futtermitteln für Pferde (5 kg kosten 7€).

Was verwendet ihr so?

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Der gute ist enorm resistent... Er hat Schnecken, 40°C Hitze im Gewächshaus, Fliegen, Schimmel und Bakterien gesund überstanden. Und trotzdem hat er fast ein Kilogramm pro Substrateimer abgeworfen!

Deshalb MUSSTE ich ihn klonen!

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Reissirup: vom DM, Flasche kostet 2,50€. Ideales Verhältnis aus Maltose und Glucose, im Gegensatz zu Malzextrakt komplett farblos und leicht zu dosieren. Dosis: 2x so viel wie Malzextrakt, also 50 g/l

Agar Agar: lieber Online bestellen, dort ist er günstiger. Zur Not tuts der aber auch... :D Kosten: 5€/ 20 g; online 15€/200 g Dosis: 15-20 g/l

Hefeextrakt: Dose kostet 10€ und wird als Brotaufstrich verkauft. Ist zwar teuer, aber dafür braucht man wirklich nur eine Gabelspitze pro Medium. Sehr ergiebig Dosis: 1 g/l

--> Kosten pro 100 ml/ 5 Agarplatten: ca. 20 Cent

Zubereitung:

  • eine kleine Flasche oder Einmachglas mit Loch im Deckel (ca. 1 cm Durchmesser) auf Feinwaage (gibts für 15€ an der Tankstelle oder Kiosk) stellen. Das kleine Loch im Deckel wird mit Kissenfüllung oder Micropore Tape abgedichtet, damit es den Behälter nicht zerreißt.
  • 5 g Reissirup, 1,5 g Agar und eine Gabelspitze Hefeextrakt abwiegen und mit 100 ml kochendem/ heißem Wasser auffüllen
  • Deckel drauf und für 15 min im Schnellkochtopf (ca. 115°C) autoklavieren
  • herausnehmen und auf ca. 50°C abkühlen lassen
  • vor Laminargebläse oder in einer SAB in sterile Petrischalen gießen und aushärten lassen
  • Petrischalen mit Parafilm oder Frischhaltefolie versiegeln

Bei den Petrischalen empfehle ich welche aus Glas, da diese unendlich oft wiederverwendbar sind.

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Einfach mit einer Säge oder Messer die Frischhaltefolienrolle in 3-5 cm dicke Stücke schneiden und wie Parafilm benutzen.

Vorteile:

  • extrem günstig! Eine Rolle Frischhaltefolie kostet ca. 3€ und lässt sich unendlich lang benutzen. Vergleich: 10 m langer, 2,5 cm dicker Parafilm kostet 20€ und muss direkt wieder nachbestellt werden
  • überall verfügbar
  • dichtet super ab
  • leicht dehnbar
  • etwas hitzeresistenter als Parafilm
  • hinterlässt keine Kleberabdrücke