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Der Computer einer russischen Firma soll nur im Land entwickelte Komponenten enthalten. Die wichtigsten müssen aber importiert werden – und leisten wenig.

Akinak heißt ein skythisches Kurzschwert, auf denselben Namen taufte das russische Unternehmen Mobile Inform Group (MIG) seinen ersten Desktop-Computer. Den bewirbt MIG gegenüber dem russischen Nachrichtenportal Cnews als Sanktionsbrecher: Da er vollständig in Russland entwickelt und gefertigt sei, könne er das Land unabhängig von den aufgrund des Kriegs gegen die Ukraine verhängten Sanktionen machen.

Zentraler Baustein des Akinak ist ein System-on-Chip namens Skif – der russische Name der Skythen. Es wurde vom Forschungs- und Produktionszentrum für elektronische Datenverarbeitung und Informationssysteme (NPC Elvis) entwickelt. Besonders hervor hebt der Bericht die geringe Leistungsaufnahme von "nicht mehr als 24 Watt".

Die relativiert sich allerdings bei einem Blick auf das Innenleben des SoC: Neben einer von Elvis entwickelten Einheit für digitale Signalverarbeitung (DSP) mit zwei Kernen sind vier Cortex-A53-Kerne von ARM verbaut. Für die Grafikausgabe ist ein PowerVR Series8XE GE8300 integriert – der war 2017 für Einsteiger- und Mittelklasse-Smartphones gedacht.

Der Sanktionsbrecher ist also mehr ein aufgebohrter Raspberry Pi 3 als ein echter Ersatz für auch nur einen halbwegs aktuellen PC. Immerhin takten die ARM-Kerne mit bis zu 1,8 GHz, die Grafikeinheit mit 850 MHz. Auch die sonstige Ausstattung ist mager: Neben einem HDMI-Ausgang gibt es gerade einmal zwei USB-Buchsen, ein eMMC-Modul mit 32 GByte ist installiert. Über einen SATA-II-Amschluss sollen SSDs mit bis zu 2 TByte angebunden werden können. Der LPDDR4-Speicher soll von 8 GByte auf bis zu 64 GByte erweiterbar sein – was ungewöhnlich viel erscheint. Als Betriebssystem wird die russische Linux-Distribution Alt genutzt.

Woher kommen die Bauteile?

Problematisch beim Computer "von Russen für Russen" sind allerdings sämtliche komplexeren Halbleiter: In Russland gibt es keine Fertigung, die das SoC oder den LPDDR4-RAM herstellen könnte.

Beim SoC existieren keine Angaben, welcher Hersteller es fertigen sollte, es finden sich allerdings Hinweise, dass es bei TSMC im 28-nm-Prozess hergestellt werden sollte. Da das Unternehmen aus Taiwan allerdings praktisch nicht mehr nach Russland liefert müsste ein Ersatz gefunden werden.

Da zudem wahrscheinlich nur eine geringe Menge an Skif-SoCs verfügbar ist – 2021 wurde dem Hersteller zufolge eine Charge von 1.000 Stück gefertigt – müsste die Fertigung woanders stattfinden. Die einzige Alternative ist China, Fabs wie die Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) beherrschen die älteren Prozesse. Auch den LPDDR4-RAM könnte MIG nur aus China beziehen, das sich nicht an den Sanktionen gegen Russland beteiligt. In der Vergangenheit gab es Berichte, dass Zhaoxin seine x86-Prozessoren nach Russland liefert, auch andere Halbleiter sollen vielfach über die Volksrepublik nach Russland kommen. Unternehmen ist kein Neuling

Zumindest hat MIG Erfahrung beim Entwurf von Computern: In der Vergangenheit entwickelte das Unternehmen Tablets, hauptsächlich sogenannte ruggedized-Modelle für den Einsatz unter erschwerten Bedingungen. Bis zu 100.000 der PCs will MIG jährlich in Russland fertigen können – vorausgesetzt, der Nachschub an Bauteilen ist gesichert. Auch Interessenten gebe es dem Unternehmen zufolge bereits.

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[–] [email protected] -3 points 1 year ago (5 children)

Oder man hört einfach auf, sich selbst in den Fuß zu schießen ("Sanktionen"). Wäre vielleicht einfacher für alle.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (1 children)

Das ist aber eine sehr menschenfeindliche Haltung.

[–] [email protected] -2 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Interessante Antwort. Könntest du etwas näher ausführen, inwiefern das Beenden von "Sanktionen", die denjenigen, die sie erteilen, mehr schaden als dem Sanktionierten, "menschenfeindlich" sei?

[–] [email protected] 2 points 1 year ago (1 children)

Weil der Schaden Peanuts sind gemessen an der Wirtschaftskraft Europas, und die "Kosten" eines unsanktionierten Russlands eine besiegte Ukraine, und möglicherweise eine Bemühung der Herstellung alter sowjetischer Grenzen bis das Gebiet der ehemaligen DDR sind, damit eine Konfrontation mit der NATO und damit unausweichlich einen Atomkrieg der zum Ende der Welt führt. Da sind doch ein paar lächerliche Saktionen nichts dagegen, es dem Russen so schwer wie möglich zu machen, in der Ukraine zu gewinnen.

[–] [email protected] -3 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Die "Wirtschaftskraft Europas" sieht so aus, dass sich der Bürger, der keine Fabrik besitzt, Strom und Wasser mitunter nicht mehr leisten kann. Wir haben so viele Studienabbrecher wie schon lange nicht mehr (zu teuer). Dass Unternehmensbesitzer in Europa ordentlich Asche haben, kommt bei dir nicht an, denn die Inflation (wegen der "Sanktionen") steigt stärker als die Löhne, jedenfalls als meine.

möglicherweise

Eben...

Verstehe ich dich also richtig, dass du gar kein Problem damit hast, dass für die so genannte "Unterschicht" (finanziell Schwächste der Gesellschaft) in direkter Konsequenz aus den "Sanktionen" das tägliche Überleben im "reichen" Europa ein einziger Kampf ist, so lange es "dem Russen" (hach - wie früher!) nur ordentlich eins reindrückt?

Und das ist nicht menschenfeindlich?


Nachtrag: In der komfortablen Situation, die hier stille Beobachter dazu verleitet, diesen Beitrag runterzuwählen, wären viele Studenten gern. Chapeau.

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