Ich hab gestern mit einem Menschen die Lage der Welt diskutiert...
Und dieser Mensch hatte ein verdammt gutes Bild vom Verhältnis "Bürger zu Regierung"
Ausgehend von diesem Podcast https://erklärmir.at/2023/02/15/243-deep-dive-anneliese-rohrer-ueber-oesterreichs-politik/ hat sich dieser Mensch Gedanken gemacht.
Dieser Mensch ist Sozialpädagoge und hat in seinem Elternhaus nie gelernt, sich mit Politik und dem Weltgeschehen zu befassen. Er hat daher einen vollkommen anderen Zugang zu diesen Dingen wie ich, der ich mich schon mehrere Jahrzehnte mit Politik, Umweltschutz, Verkehrs usw. beschäftige.
Er meinte folgenden Gedanken:
In einer Republik geht die Macht vom Volk aus. Die Regierung ist eigentlich die Beauftragte und das Volk der Auftraggeber.
Und der Journalismus (als Teil des Auftraggebers) sollte die Kommunikation zwischen diesen beiden beobachten, dokumentieren und kontrollieren.
Jetzt ist es aber so, dass sich in vielen letzten Jahren ein Verhältnis zwischen Politik und dem Souverän (dem Volk, von dem die Macht ausgeht) eingestellt hat, dass das Volk sich nur mehr als Zaungast wahrnimmt, der das Geschehen in der Politik eh nicht mehr mitgestalten kann. Und so wie Anneliese Rohrer im Podcast auch schildert, die "Verhaberung" zwischen Journalisten und Politikern seit Haider in Österreich massiv fortgeschritten ist. Auf Du-und-Du, Journalisten bei Privatfesten von Politikern... das war vor Haider anders. Und mit Haider und Schüssel änderte sich das dann massiv... Und das ist ein Problem.
Wenn man mit der Brille eines Pädagogen auf das Geschehen blickt, wirkt es so, als sei die Politik wie ein Kind, das von seinen Eltern "vernachlässigt" wurde. Ein Kind, das nie Grenzen bekam, ein Kind, welches nach Aufmerksamkeit lechzte aber ständig keine oder viel zu wenig davon kriegte. Ein Kind dessen Eltern zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren. Eine gewisse Wohlstandsverwahrlosung.
Natürlich kann man jetzt laut rufen "Aber das ist doch Opfer-Täter-Umkehr"... aber das will ich jetzt nicht. Ich möchte nur einmal den Blick von einem ganz anderen Standpunkt aus auf das Geschehen lenken. Denn ich finde, dieser Gedanke, diese Betrachtung hat schon etwas Bestechendes.
Immer mehr Menschen haben sich aus der Teilhabe in der Politik zurückgezogen... die meisten wohl aus Selbstschutz vor Frustration... Ein Verhalten das man von überforderten Eltern ebenfalls kennt, wenn sie sich gegenüber ihren Kindern nicht mehr durchsetzen können... "Laissez faire" ist etwas anderes als das. Wobei ein Laissez faire Erziehungsansatz auch zur Überforderung der Eltern führen kann... und wohl oft ähnlich vom Außen betrachtet aussieht. Zum Verwechseln ähnlich.
Unsere Politik hat sich mittlerweile vom Souverän so weit entfernt und macht ihr Ding, unabhängig vom Volk. Beide ringen sie um Aufmerksamkeit des jeweils anderen... und bekämpfen dann aber, was sie als Aufmerksamkeit bekommen...
Irgenwie erinnert mich das Verhältnis zwischen Souveränd (Volk) und Regierung sehr an ein Verhältnis zwischen Eltern und Kindern aus "Teenager werden Eltern". Beide Seiten sind eigentlich überfordert und bauen nur mehr Scheiße.